
Während der Weiterbau der Mono-Klärschlammverbrennungsanlage in Stapelfeld vorübergehend gestoppt wurde, geht der Bau der Müllverbrennungsanlage der EEW Energy from Waste GmbH (EEW) weiter. Der Neubau soll noch in diesem Jahr mit ersten Tests seinen Betrieb aufnehmen und anschließend im Jahr 2025 in den Regelbetrieb übergehen. Die alte Müllverbrennungsanlage soll dann stillgelegt und zurückgebaut werden.
Auch ohne den Bau der Mono-Klärschlammverbrennungsanlage kann die EEW aus der neuen Müllverbrennungsanlage 400.000 Megawattstunden Fernwärme produzieren und mehr als doppelte so viel Strom wie heute: 200.000 Megawattstunden pro Jahr.
Grund für den geplanten Bau der Mono-Klärschlammverbrennungsanlage ist die Düngemittelverordnung, wonach Klärschlämme aus Anlagen für mehr als 100.000 Einwohner ab 2029, Klärschlämme aus Anlagen für mehr als 50.000 Einwohner ab 2032, nicht mehr als Dünger in der Landwirtschaft eingesetzt werden dürfen. Wie die Initiative BIG Stapelfeld e. V. jedoch berichtet, sind die Mehrzahl der Kläranlagen in Deutschland für weniger als 50.000 Einwohner gebaut worden, so dass deren Klärschlämme weiterhin in der Landwirtschaft eingesetzt werden dürfen.
Nach Verabschiedung der Düngemittelverordnung hatte es zunächst in ganz Deutschland viele Projekte zum Bau von Mono-Klärschlammverbrennungsanlagen gegeben. Doch sowohl in Kiel wie auch in Rostock stehen die Projekte inzwischen still – genauso wie jetzt in Stapelfeld. Als Gründe nennen die Betreiber neben den gestiegenen Baukosten auch die geringen Erträge, die sie durch das Verbrennen von Klärschlamm erzielen können.
Das liegt vermutlich auch daran, dass gar nicht so viel Klärschlamm für die geplanten Anlagen zur Verfügung steht. So berichtet die BIG Stapelfeld e. V.: „Laut Statistischen Bundesamt fielen im Land Schleswig-Holstein 2022 lediglich 29.717 Tonnen Trockensubstanz an Klärschlamm an.“ Allein die geplante Anlage in Stapelfeld könnte diese Menge verbrennen, sie ist mit einer Kapazität von 32.500 Tonnen Trockensubstanz pro Jahr geplant.
Gleichzeitig betreibt Hamburg Wasser seit vielen Jahren die Klärschlammverbrennungsanlage Vera im Hamburger Hafen, die in diesem Jahr die Genehmigung zum Bau einer vierten Linie erteilt bekommen hat, wodurch weitere Klärschlammmengen vom Markt verbrannt werden können. Die Verbrennungsleistung der Vera steigt damit um 13.000 Tonnen Trockensubstanz auf 76.000 Tonnen Trockensubstanz pro Jahr.
Weiter führt die Initiative BIG Stapelfeld e. V. auf, dass das vorgesehen Phosphor-Recycling noch längst nicht wirtschaftlich erprobt ist und verweist auf „viele damit verbundene offene technische, genehmigungsrechtliche und wirtschaftliche Fragen“. Und auf einen energieintensiven Trocknungsprozess. Weil der Klärschlamm lt. der Initiative mit einem Wassergehalt von 75 Prozent angeliefert wird, muss dieser zunächst getrocknet werden, wozu auch die Abwärme der Müllverbrennungsanlage genutzt werden kann. „Eine gutachtliche Analyse im Auftrag der Bürgerinitiative BIG Stapelfeld zeigte, das für die KVA Stapelfeld mehr Energie benötigt wird, als diese in der Lage wäre über den Klärschlamm-Input zu erzeugen.“
So bleibt zunächst abzuwarten, ob es nach der lt. EEW geplanten 2-jährigen Baupause danach mit dem Bau der Mono-Klärschlammverbrennungsanlage weitergeht.